Wie zufrieden sind die Menschen in der Schweiz mit ihrem Wohnraum? Welche Faktoren tragen zur Zufriedenheit bei, und welche lösen Unzufriedenheit aus? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt des ersten Beitrages zur «Immo-Barometer»-Befragung 2024 von Wüest Partner, die in Zusammenarbeit mit dem Hauseigentümerverband Schweiz (HEV) und dem Schweizerischen Verband der Immobilienwirtschaft (SVIT Schweiz) durchgeführt wurde.
Die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer ist mit ihrer aktuellen Wohnsituation zufrieden. Traditionell liegt die Wohnzufriedenheit bei Eigentümerinnen und Eigentümern höher als bei Mieterinnen und Mietern. Der Anteil der Eigentümer, die ihr Zuhause als «sehr gut» bewerten, lag 2024 bei 75 %. Seit 2021 (81 %) lässt sich ein abnehmender Trend beobachten, 2023 waren es 76 %. Bei den Mieterinnen und Mietern gaben rund 47 % an, dass ihnen ihre Wohnung «sehr gut» gefällt (2023: 44 %), während weitere 46 % ihre Wohnsituation als «ziemlich gut» bewerten (2023: 48%).
Zufrieden- und Unzufriedenheit machen sich bemerkbar
Die Grafik zeigt, wie sich der Anteil der Befragten, die mit einem Wohnfaktor eher oder sehr zufrieden sind, im Vergleich zum Mittelwert der Befragungen seit 2015 entwickelt hat. Während Aspekte wie die Verfügbarkeit und Grösse von Balkonen einen leichten Anstieg der Zufriedenheit verzeichnen, ist die Zufriedenheit bei der Energieeffizienz von Wohnräumen deutlich gesunken. Diese Entwicklung dürfte unter anderem auf die gestiegenen Energiekosten und eine wachsende Sensibilisierung für das Thema Nachhaltigkeit zurückzuführen sein.
Wohnkosten belasten die Budgets
Die Zufriedenheit mit den Wohnkosten – sowohl bei Mietern als auch bei Eigentümern – hat insgesamt weiter abgenommen. Eigentümer, die in den vergangenen zwei Jahren eine Hypothek refinanzieren mussten, sehen sich im Vergleich zur Zeit der Negativzinsen mit erheblichen Mehrkosten konfrontiert. Rund 38 % der Befragten gaben an, dass sich die Belastung ihres Haushaltsbudgets durch die Wohnkosten in den letzten 12 Monaten leicht erhöht hat; bei weiteren 13 % stieg die Belastung sogar deutlich an.
Auch bei den Mieterinnen und Mietern sind die Kosten aufgrund der Erhöhung des Referenzzinssatzes und des angespannten Mietwohnungsmarktes spürbar gestiegen. Über die Hälfte der Mieter berichtete, dass ihre Wohnkosten in den vergangenen 12 Monaten gestiegen sind.
Hohe Umzugsbereitschaft trotz gestiegener Kosten
Im langfristigen Vergleich bleibt die Umzugsbereitschaft in der Schweiz – vor allem als latenter Wunsch – vergleichsweise hoch. Der Anteil der Befragten, die sicher nicht umziehen möchten, ist entsprechend relativ gering. Unter den Mietern schliessen lediglich 36 % einen Umzug in naher Zukunft aus. Zwischen 2015 und 2024 lag dieser Wert im Durchschnitt bei über 40 %, also etwa vier Prozentpunkte höher. Bei den Eigentümerinnen und Eigentümern liegt der Anteil jener, die sicher nicht umziehen möchten, derzeit bei rund 68 %. Dies ist deutlich unter dem Durchschnitt von 2015, der bei 75 % lag.
Auffällig ist insbesondere der Anstieg des Anteils der Befragten, die zwar keine konkrete Umzugsabsicht haben, einen Umzug aber auch nicht kategorisch ausschliessen. Eine mögliche Erklärung für diese Entwicklung könnte in den hohen Preisen für Wohneigentum liegen. Der Verkaufserlös für Eigentumswohnungen liegt heute etwa 25 % höher, jener für Einfamilienhäuser rund 24 % höher als vor fünf Jahren. Dies dürfte die Attraktivität eines Verkaufs deutlich gesteigert haben.
Insgesamt zeigt sich, dass die überwiegende Mehrheit der in der Schweiz lebenden Personen aktuell mit ihrem Zuhause zufrieden ist. Gleichzeitig dämpfen wirtschaftliche Faktoren wie gestiegene Energiekosten und Wohnpreise die allgemeine Zufriedenheit im Vergleich zu den Vorjahren. Trotz dieser Herausforderungen bleibt die latente Umzugsbereitschaft hoch, wird jedoch in vielen Fällen durch die derzeitige Marktsituation gebremst.